Die Links der Woche zu Korruption und Anti-Korruption in Brasilien und Thailand, den Gründen für die nukleare Abrüstung Südafrikas, Piraterie vor Nigeria, weltweiten Meinungen über Folter und den Debatten über autonome Waffensysteme aka KillerRobots.
The Global Anticorruption Blog: Brazilian Anticorruption and the World Cup
Angesichts der weitreichenden Korruptionsvorwürfe und den damit einhergehenden Protesten in Brasilien, fragt David Donatte nach dem Erfolg der neuen Anti-Korruptionsgesetzgebung. Er beobachtet, dass die Regierung von ihrem Anti-Korruptionsnarrativ abgerückt ist, um weitere Skandale abzufedern. Das neue Gesetz habe daher bessere Chancen auf lokaler Ebene durchgesetzt zu werden, wie dies bereits in Untersuchungen in Cuiabá und Rio geschehe. Die Anreize seien dort aufgrund der direkten Betroffenheit der Beamten größer.
New Mandala: A democratic anti-corruption discourse for Thailand
Auch in diesem Post zur politischen Krise in Thailand geht es um Korruptionsnarrative. Der Post bietet nicht nur einen guten Überblick zur politischen Lage als einem „discursive game of power“ sondern analysiert, wie von den unterschiedlichen Konfliktparteien Korruptionsnarrative gezielt ins Feld geführt werden, um den politischen Gegner zu delegitimieren und die eigene Positionen zu legitimieren. Es ist zwar ein etwas längerer Post, doch wer sich für Diskursanalysen interessiert und sich fragt, warum ausgerechnet Korruptionsdiskurse eine zentrale Rolle in dem Konflikt spielen, ist hier genau richtig.
Noch mehr zu Korruption und zur Arbeit von Transparency International gibt es in dieser Ausgabe von Artes Offenen Karten
Arte, Mit offenen Karten: Die Weltkarte der Korruption
PassBlue – Covering the UN: Why South Africa Gave Up Its Atom Bombs
Es mag ein alter Hut sein, lesenswert ist dieser Artikel trotzdem. Dave Steward skizziert die Gründe, warum Südafrika – als bislang einziger Staat – seine Atomwaffen aufgegeben hat. Zentral war für Südafrika eine politische Transformation in der Region, die nicht länger Nebenschauplatz des Kalten Krieges war und die Bedrohungsszenarien grundlegend verändert hat. Ob sich aus dieser Analyse Rückschlüsse auf die aktuellen Abrüstungsszenarien ziehen lassen? Ich bin skeptisch, aber lest selbst.
Baobab (Economist-Blog): Nigeria’s Fishing. Pirates Wreat Havoc
Piraterie in Afrika wird in der Regel mit Ostafrika und dem Horn von Afrika assoziiert. Während Piraterie dort langsam aber stetig zurückgeht, nimmt das Problem vor Nigeria an Bedeutung zu. Hier, wie auch zu Lande, stößt der nigerianische Staat an seine Grenzen.
Political Violence @ a Glance: The Trajectory of Public Opinion about Torture
Amnesty International hat in der vergangenen Woche einen Bericht zu weltweiten „alltäglichen“ Folterpraktiken veröffentlicht. 30 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Konvention gegen Folter zeichnet der Bericht ein ernüchterndes Bild. In diesem Blogpost diskutiert Will Moore die Ergebnisse einer Studie zum Respekt für Menschenrechte und dem Folterverbot von Christopher Fariss (hier). Fariss These ist, dass – entgegen der Wahrnehmung solcher Berichte und zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge – der Respekt für Menschenrecht über die letzte 35 Jahre gestärkt worden sei. Verändert hätten sich allerdings die Monitoring-Methoden. Die Frage ob man tatsächlich einen positiven Rückschluss über die Korrelation zwischen der Verabschiedung der UN-Konvention gegen Folter und staatlichen Verhalten ziehen kann, könnt ihr in dem Blogpost nachlesen.
Duck of Minerva: Dynamics of Debate at the Experts Meeting on Autonomous Weapons
Charli Carpenter zeigt auf, welche Eckpunkte sich in den Diskussionen beim letzten Expertentreffen der Concention on Conventional Weapons über ein mögliches Verbot autonomer Waffensystem (KillerRobots, dazu die Beiträge bei uns von Christian) in Genf herauskristallisiert haben. Auch wenn sich ein grundlegender Konsens herauszubilden scheint, bleiben Fragen über die Definition, was einen „KillerRobot“ ausmache, umstritten.
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