CfP: Fachtagung der DNGPS AG Internationale Beziehungen zur Europäischen Außenpolitik

Die AG Internationale Beziehungen der Deutschen Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft (DNGPS) hält die Fachtagung 2016 zum Thema „Gesucht: Europäische Außenpolitik“ vom 16. bis 18. März 2016 in Trier ab. Alle weiteren Infos findet Ihr im Call for Paper, der sich an Studierende und Promovierende richtet!

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CfP | Gesucht: Europäische Außenpolitik

I am not exaggerating when I say Europe’s obsession with restructuring its internal arrangement is akin to rearranging the deck chairs of a sinking Titanic. (Mahbubani 2010)

Die Weltordnung scheint in Bewegung und offeriert sich der europäischen Perspektive komplexer und schwerer zu erfassen als jemals zuvor seit dem sogenannten Aufstieg des Westens. Die Europäische Union hat versucht, strukturell und institutionell auf sich verändernde Rahmenbedingungen zu reagieren und auch ihre außenpolitische Dimension sukzessiv zu vergemeinschaften – die GASP war ein ambitioniertes Ziel, gilt Außenpolitik doch als Domäne der Nationalstaaten. Im gegenwärtig dauerhaften Krisenmodus scheint dieses Diktum seine Gültigkeit zu bewahren. Innere und äußere Konflikte wirken lähmend und die Union scheint keine adäquaten Konzepte für ihre Probleme generieren zu können.

So wirkt die Zerstrittenheit der Mitgliedstaaten in der aktuellen Flüchtlingsdebatte ambivalent gegenüber dem einst positiven Beispiel der Europäischen Nachbarschaftspolitik. Zudem zeigen die Ukrainekrise oder der Syrienkonflikt, dass auch in klassischen außenpolitischen Politikfeldern nationale Vorgaben, Interessen und Aktionen die Handlungen bestimmen und den Spielraum einer gemeinsamen Politik begrenzen. Einstige Sonderbeziehungen wie das Mercosur-EU-Verhältnis scheinen ebenso im Sande verlaufen zu sein wie die Bildung eines eigenständigen Machtblocks im internationalen Staatensystem, welche sich durch Normgenese und internationale Standards definierte. Paradoxerweise wirkt die EU in ihrem Außenverhalten weder wie eine Normative Power/ Zivilmacht, noch scheint sie sich zu einem vollwertigen Akteur inklusive realpolitischer Handlungskapazitäten entwickelt zu haben. Ihre prägende Wirkung ist in vielen Strukturen, Standards und Prozessen jedoch nicht zu unterschätzen. Die enge Verzahnung europäischer Staatlichkeit bewirkt eine Amalgamierung nationalstaatlicher Politik, welche zumindest implizit die europäische Perspektive widerspiegelt und die Interessen der Gemeinschaftsorgane weder ignorieren noch umgehen kann. EU-Außenpolitik kann mehr sein als nur bilaterale Beziehung zwischen der EU und Drittstaaten, sie erscheint vielmehr als ein multidimensionales und vielschichtiges Instrument. Sie oszilliert zwischen Werten und Interessen, findet in den verschiedensten Politikfeldern Ausdruck und bedient sich dabei einer Vielzahl von Mitteln. Und während in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach wie vor die Interessen der Mitgliedstaaten entscheidend sind, können supranationalen Elemente in anderen Feldern wie der internationalen Wirtschafts- und Umweltpolitik stärker Wirkung entfalten.

Wie ist letztlich die Europäische Außenpolitik zu bewerten, in welcher Weise kann sie wirkungsmächtig tätig werden? Ist die EU durch ihre Struktur zwangsläufig gelähmt oder bietet sie ein supranationales Korrektiv? Verliert Europa den Anschluss oder erfindet es sich neu vor einem postkolonialen Hintergrund? Entwickelt sich eine gemeinsame Europäische Außenpolitik zu einer Chimäre, welche durch die Proklamation eines Endes der Geschichte beschworen wurde oder ist sie weiterhin eine progressive Perspektive? Wie sind ihre positiven Elemente zu bewerten?

Dieser breiten Auffassung folgen daher auch die möglichen Themenfelder bzw. Querschnittsthemen:

  • Struktur: Welchen Einfluss hat die interne Struktur der EU auf ihre außenpolitische Wirkung? Würde eine weitere Institutionalisierung der GASP die außenpolitische Wirkung der EU stärken? Oder ist die Struktur zweitranging gegenüber den Zwängen des internationalen Systems?
  • Policy: Wirtschaft, Umwelt, GASP, Entwicklungszusammenarbeit, Flüchtlingshilfe, Europäische Nachbarschaftspolitik, Menschenrechtspolitik: diese und andere außenpolitische Handlungsfelder laden aufgrund aktueller Entwicklungen zu anregenden Diskussionen ein.
  • Länder/Regionen: Welche Politiken verfolgt die EU gegenüber China/Russland/den USA/dem Nahen Osten/der Arktis etc.? Lassen diese Beziehungen auf bestimmte außenpolitische Muster der EU schließen?
  • Macht: Welche Formen von Macht kann die EU ausüben? Wie nutzt sie diese außenpolitisch? Wie steht ökonomische, politische, militärische Macht zu struktureller, diskursiver oder weicher Macht?
  • Identität: Welches Selbstbild vertritt die EU in ihrer Außenpolitik? Wie kreiert sie dieses Bild und wie wirkt dieses auf sie selbst zurück? Wie sehen nicht-europäische Akteure die EU? Welche grundlegenden Identitätskonstruktionen lassen sich in bestimmten außenpolitischen Handlungen erkennen?
  • Zukunft: Welche zukünftige Rolle kann die EU einnehmen? Welche Reformen erscheinen sinnvoll? Sind die Vereinigten Staaten von Europa ein ernstzunehmendes Zukunftsmodell?

Wir suchen Studierende und Promovierende, die sich dem Thema theoretisch und/oder empirisch auf verschiedenste Weise nähern wollen. Besonders möchten wir auch zu alternativen Vortragsformen wie z.B. Video-/Bildvorträgen ermutigen. Da die Tagung eine sozialwissenschaftliche Ausrichtung hat, begrüßen wir Beiträge aus dem gesamten Feld: Politikwissenschaft, Soziologie, Ethnologie, Gender Studies, Rechtswissenschaften, Ökonomie, Geschichte, Geografie etc.

Organisatorisches

Die Tagung findet vom 16. – 18. März 2016 an der Universität Trier statt. Sie soll Studierenden und Promovierenden ein Forum bieten, um ihre wissenschaftlichen Ideen zu präsentieren und vor einem Fachpublikum zu diskutieren. Bitte sendet uns eure Abstracts mit nicht mehr als 800 Wörtern per Mail zu. Das Abstract soll Namen, akademischen Grad, Universität und Email-Adresse des Autors oder der Autorin sowie den Titel des Papers inkl. maximal fünf Schlüsselwörter enthalten. Dieser Call richtet sich ausschließlich an BA-, MA- und Promotionsstudierende. Forscher, die ihren Doktortitel bereits erhalten haben, können nicht teilnehmen.

Bitte schickt eure Abstracts an: info@aginternationalebeziehungen.de.

Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2015.

Der Vortrag ist an eine Mitgliedschaft in der DNGPS gebunden. Der Erwerb einer Mitgliedschaft ist auch nach Einreichung und Annahme des Abstracts möglich.

Die Tagungsgebühr für DNGPS-Mitglieder entfällt. Nicht-Mitglieder zahlen 10 Euro für einen Tag oder 20 Euro für drei Tage. Alternativ ist auch hier der Erwerb einer Mitgliedschaft für 14 Euro möglich.

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