Buchankündigung – Der Nahostkonflikt: Geschichte, Positionen, Perspektiven

Die Berichterstattung über den Nahostkonflikt gehört seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire der Nachrichten. Hierzulande hat fast jeder eine Meinung zum israelisch-arabischen Konflikt, doch wenige verstehen, um was es den Konfliktparteien eigentlich geht, was in bisherigen Verhandlungen erreicht worden ist und wo genau die Hürden für eine Konfliktregelung liegen. Dieses Buch liefert eine kompakte und zugleich anschauliche und detaillierte Analyse des Konflikts zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn. Dabei stehen die lokalen und regionalen Akteure im Mittelpunkt. Um die Konfliktdynamiken zu erklären, geht das Buch vor allem auf die konkurrierenden Interessen und Narrative der Konfliktparteien sowie ihre Wechselwirkungen ein.

von Muriel Asseburg* und Jan Busse** 

Das Buch beleuchtet zunächst die zentralen historischen Stationen des Konflikts: von seiner Entstehungsgeschichte im Kontext von Nationalismus, Antisemitismus und Pogromen in Europa und Russland, über die israelische Staatsgründung und die arabisch-israelischen Kriege, die Etablierung des israelischen Besatzungsregimes bis hin zur aktuellen Situation. Neben der historischen Übersicht setzt sich das Buch dabei systematisch mit den zentralen Interessen, Verhandlungspositionen und Narrativen der Parteien sowie den Konfliktgegenständen auseinander.

Das Buch widmet sich anschließend einerseits den Friedensverhandlungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten: Wo wurden Kompromisse gefunden? Was bleibt umstritten und warum? Andererseits stehen die israelisch-palästinensischen Streifragen im Zentrum, nämlich das Paradigma der Zweistaatenregelung, für beide Seiten akzeptable   Sicherheitsarrangements, der Siedlungsbau in den besetzen Gebieten, der Status von Jerusalem, die Flüchtlingsfrage und die Wasserverteilung.

Ein weiteres Kapitel geht der Frage nach, welche Auswirkungen der sogenannte Arabische Frühling auf den Nahostkonflikt hat. Es analysiert erstens die unmittelbaren Folgen durch den Bürgerkrieg in Syrien und die Umbrüche in Ägypten, zweitens die Auswirkungen der Verschiebung der Machtbalance in der Region sowie drittens die innenpolitischen und gesellschaftlichen Konsequenzen innerhalb Israels und Palästinas.

Zum Schluss stellt das Buch verschiedene Optionen zur Regelung des Konflikts vor, die von Israelis und Palästinensern diskutiert werden. Dabei wird deutlich, dass die Zweistaatenregelung an Zustimmung in der israelischen und der palästinensischen Bevölkerung verliert. Gegenwärtig gleicht die Situation ohnehin einer Einstaatenrealität unter israelischer Kontrolle. Künftige Alternativen zu einer Zweistaatenregelung könnten eine rechtliche Formalisierung des Status quo sein, ein demokratischer binationaler Staat oder ein Konföderationsmodell, in dem beide Nationen relative Autonomie erhielten und Kernfragen gemeinsam entscheiden würden. Tatsächlich erscheint die Realisierung einer Zweistaatenregelung – nicht zuletzt aufgrund wechselseitigen Misstrauens und Dämonisierung – immer unwahrscheinlicher. Angesichts des asymmetrischen Verhältnisses der Konfliktparteien plädieren die Autoren für eine aktivere und konstruktive Rolle der internationalen Gemeinschaft, um eine Zweistaatenregelung zu erzielen.

*Muriel Asseburg ist Senior Fellow in der Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

**Jan Busse ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für internationale Politik und Konfliktforschung der Universität der Bundeswehr München.

 

Asseburg, Muriel/ Busse, Jan (2016): Der Nahostkonflikt: Geschichte, Positionen, Perspektiven. München: C.H.Beck.

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