Nachtrag zur US-Wahl: Skurriles, Absurdes, & Statistik

Puh. Vorbei. In den Wochen vor der US-Wahl bekam man ja praktisch keine Ruhe mehr vor der Berichterstattung; hier eine neue Schlagzeile, da noch ein SpON-Liveticker (ernsthaft, bei der Inflation an SpON-Livetickern wäre ich nicht überrascht, wenn bald ein Liveticker zu Barack Obamas Hygieneroutine kommt).

Nachdem wir jetzt alle froh sind, dass Obama gewonnen hat und sich die Wogen etwas geglättet haben, ist es an der Zeit, im Rückblick die skurrileren Seiten der Wahl und ihrer Folgen zu beleuchten.

2012 waren die Wahlen der Nerds, schreibt WIRED:

Never mind the baby-kissing, the fish fries, the bus tours and the conventions. What mattered in 2012 was data, and the tools to process it — which were so abundant, you could thankfully tune out the pundits. If it could be quantified, it was collected. If it could be collected, it was memed. If it could be memed, it was disputed. The disputes were answered with more data.

Das war eigentlich schon im Vorfeld klar; das Netz fand aber mit Nate Silver umgehend nach der Wahl seinen Statistikgott. Der hatte so gut wie alle Wahlergebnisse der einzelnen Bundesstaaten richtig vorhergesagt. Das Internet wäre nicht das Internet, wenn daraus nicht sofort ein Meme enstanden wäre. „Drunk Nate Silver“ was a thing, wie Rene so treffend bemerkt, und brachte ne ganze Reihe wunderschöner Tweets  und Nate Silver Facts hervor. Auch Jon Stewart hat den „Lord and god of the algorithm“ zum Interview geladen. Watch.

Aber nicht alle verließen sich in ihrer Analyse auf hard data. Da war beispielsweise Karl Rove, Republikaner, Wahlkampfstratege, Sith Lord, der sich weigerte dem Unvermeidlichen ins Auge zu sehen. Again, Jon Stewart hat das in einem Clip schön aufbereitet (hier die lange Version):

Aber weder Nate Silver noch Karl Rove können uns erklären, warum wir eigentlich wählen gehen. Dafür sind dann Politikwissenschaftler da. Die schießen aber leider öfters mal übers Ziel hinaus: io9 hat eine Liste von Theorien zusammengestellt, die zu erklären versuchen, warum wir wählen. Dabei sind so Perlen wie:

  • Happy Sports Fans Vote for Incumbents
  • Horny Women Vote for Democrats
  • Why Do People Vote? Because They Are Registered

Und sowieso: Electoral College? Jup, das ist juuust a little bit crazy. Aber ohne hätten wir keine Battleground States & War Rooms, die die Berichterstattung dann doch manchmal etwas saftiger gestalten… :)

[UPDATE: Wo wir grade schon beim Electoral College sind–Foreign Policy hat eine Liste mit Wahlsystemen zusammengestellt, die noch absurder sind, als das amerikanische. Auf Platz 1 ist–Überraschung!–Deutschland. Grund für diesen Verriss des deutschen Systems ist die Tatsache, dass die BRD kein gültiges Wahlrecht habe. Die Autoren meinen nämlich, dass „the only thing worse than a ridiculous and complex electoral system would be … having no functioning electoral system at all.“ Leider haben sie ihre Hausaufgaben nicht ganz gemacht, denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hatten wir schon seit ca. 2 Wochen wieder ein gültiges Wahlrecht.]

Dann hat noch Randall Munroe die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet, dass es bei den Wahlen in Florida TATSÄCHLICH zu einem Unentschieden kommt, also kompletter, tatsächlicher, 1zu1 Stimmengleichstand. Let’s put it that way: ziemlich klein. Ist ja dann auch nicht so gekommen. Obwohl, sie zählen ja immer noch.

Und dann war da natürlich noch Mitt Romney, bei dem irgendein Praktikant auf die falsche Taste gedrückt haben muss, denn seine Transition-Website war für ca. fünf Minuten oder so online. But it’s the internet, baby, und das Internet vergisst nicht. Hier also ein kurzer Einblick in eine alternative Realität, die gottseidank so nicht gekommen ist:

3 Kommentare

  1. […] und Links aus der Welt des Films. Am Wochenende hatten wir auf dem Bretterblog ja schon Skurriles, Absurdes & Statistik zum Wahlkampf […]

  2. bedeutet „vier fraktionen verständigen sich auf neues wahlrecht“ schon etwas? wie ich den verlinkten artikel verstehe steht da lediglich sie wollen noch ein gültiges wahlrecht beschließen

    ich hatte im nachgang der wahl übrigens noch einigen spaß mit mit whitepeoplemourningromney.tumblr.com (links anklickbar hinter einem anderen wort verstecken müssen nur richtige blogger können)

    1. Naja, ich glaube das Wahlrecht ist noch nicht als Gesetz durch, aber bei einer Einigung der meisten Fraktionen sollte ja einer Abstimmung nichts mehr im Wege stehen (außer den Stimmen der Linken). Und verfassungskonform ist der Vorschlag laut Berichterstattung wohl auch, also wird das wohl so kommen…

      Und der Tumblr ist tatsächlich lustig… :)

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