IB Online (4/2): Eine kleine Netzschau

Diese Woche haben wir wieder im Netz gefischt und folgendes gefunden: Comics, Islamisten, globaler Wandel, Auschwitz und Lesenswertes zu Südamerika. Viel Spaß!

collageForeign Affairs: Crime and Caricature. A History of Political Cartoons – And the Backlash They’ve Inspired

Hier geht es um eine kurzen geschichtlichen Abriss der politischen Zeichnungen – und warum sie eigentlich als problematisch angesehen werden. Der Autor, Victor Navasky, zeichnet gut lesbar nach, dass politische Cartoons schon immer für Aufsehen und damit auch Zensur durch die Mächtigen gesorgt haben. So erzählt er die schöne Geschichte, warum ein amerikanischer Politiker etwas gegen seine Verhöhnung in Comics hatte: „Meine Wähler können eh alle nicht lesen – aber Bilder sehen und verstehen, dass können sie!“ Navasky endet seine Geschichtsschreibung damit, dass er Zensur ablehnt, gleichzeitig aber das Recht der Editoren stärkt, eine Auswahl des von ihnen publizierten Materials zu treffen – „whether for reasons of taste, politics, ideology, or anything else.“

The Monkey Cage: Mutual escalation in Egypt

Neben einem lesenswerten Artikel zur Zukunft der Muslimbruderschaft in der Golfregion (Spoiler: so rosig wie vor ein paar Jahren sieht die nicht mehr aus!) hat das Monkey Cage-Team einen weiteren Beitrag aus ihrer Reihe „Islamist Politics in the Shadow of the Islamic State“ veröffentlicht: Mokhtar Awad und Nathan J. Brown schreiben hier, wie sich die derzeitige Situation in Ägypten verändert. Aus rhetorischer Eskalation wird der Gegenseite jeweils mit Gewalt gedroht, und es deutet sich eine eher gewaltbereite, auf Konfrontation gepolte Jugend der Muslimbruderschaft an, die die einst gewählten Ziele nicht durch Gewaltverzicht und dem Abschwören der Revolution erreichen will. Ihr Fazit: „The war of words feeds a cycle of violence that drags on with each side’s refusal to back down only growing stronger, acting as if more blood must be spilled to achieve justice.“

The New Yorker: The Last Trial. A great-grandmother, Auschwitz, and the arc of justice

Ja, ich weiß: Das Bretterblog befasst sich mit internationaler Politik. Machen wir auch gerne. Dennoch möchte ich Euch diesen Artikel ans Herz legen, zumal erst kürzlich der 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz begangen wurde. Elizabeth Kolbert beschreibt eindrucksvoll die Fragen, die sich aus der Anklage eines Kriegsverbrechers im Zweiten Weltkrieg ergeben. Dabei rekapituliert sie die Geschichte von John Demjanjuk, der letzte KZ-Wärter, dessen Prozess im Jahr 2009 begann. Es gelingt ihr gut, ihre eigene Familiengeschichte und Fragen des internationalen Strafrechts und der Erinnerung an die Schreckenstaten der Nazis zu verweben. Corey Robin von Crooked Timber merkt dazu an, dass gerade konservative Medien in den USA mittlerweile eher der „Ist auch mal genug“-Fraktion angehören, als Gerechtigkeit einzufordern.

Sicherheitspolitik-Blog: Why the Islamic State’s „caliphate“ is not sustainable

Auch diese woche haben wir zwei interessante Artikel zum IS für Euch: Zum Einen schreibt Yassin Musharbash auf dem Sipo-Blog darüber, warum das errichtete Kalifat keinen nachhaltigen Erfolg und Bestand haben dürfte. Das Hauptargument: Der IS kann sein gefördertes Öl nur auf illegalen Märkten verkaufen, und zur dauerhaften Förderung fehlen dem IS das geschulte Personal. Dadurch fehlt dem IS das ökonomische Fundament, auf langfristige Sicht als Staat zu fungieren. Zusätzlich dazu befasst sich Graeme Wood auf der Webseite des Atlantic damit, was ISIS „wirklich“ will. Seine These: „We have misunderstood the nature of the Islamic State in at least two ways. First, we tend to see jihadism as monolithic, and to apply the logic of al‑Qaeda to an organization that has decisively eclipsed it. (…) We are misled in a second way, by a well-intentioned but dishonest campaign to deny the Islamic State’s medieval religious nature.“

Und dann war da noch…

Steve Saideman auf seinem Blog darüber, dass die Realisten (im IB-theoretischen Sinne) unrealistisch und zu selbstbewusst in ihrer Meinung seien.

Chris Lewis auf der Seite des Jacobin Magazine über Honduras Kampf um Selbstbestimmung.

Jennifer McCoy über das Ende des nunmehr 50 Jahre andauernden Bürgerkriegs in Kolumbien.

Helen Lewis von The Nation erzählt, dass der neue griechische Finanzminister Wirtschaft durch das Studium eines Computerspiels verstanden hat.

David Golding (Jacobin Magazine) über die Folgen des Todes des argentinischen Staatsanwalts, der einen Bericht zu einem 10 Jahre alten Anschlag auf ein jüdisches Kulturzentrum vorlegen wollte.

Dirk Messner in einem Interview mit Theory Talks, thematisch passend zum Blogforum von The Disorder of Things zur Transformation of the World, welches Max letzte Woche verlinkt hat.

Es gibt zu den Themen dieser Netzschau noch andere spannende Links? Dir fehlt ein wichtiger Hinweis? Wir freuen uns über Deine Ergänzungen und Anmerkungen in den Kommentaren!

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