IB Online (5/3): Eine Kleine Netzschau

Ägypten, Türkei, Syrien und Russland/Ukraine. Die großen Konfliktherde der letzten Monate eröffnen die Netzschau dieser Woche. Doch dahinter lauert spannender Stoff zu Antisemitismus und Deutsch-Rap, Netzneutralität und Kim Jong Uns Haaren.

Ägypten und seine Justiz

In der vergangenen Woche sorgte ein Todesurteilsspruch gegen 529 Mitglieder der Muslimbruderschaft in Ägypten für Entsetzen. In einem Beitrag zu Marc Lynchs FP-Blog erklärt Nathan Brown die Besonderheiten und Probleme des ägyptischen Justizsystems und argumentiert, die Justiz habe eigenständig und nicht unter Anweisung der Exekutive so entschieden.

Erdogans Twitterverbot und Güls Offenbarung?

Kurz vor den Kommunalwahlen in der Türkei hatte der unter Korruptionsverdacht stehende Ministerpräsident Erdogan mit zwei Schlägen Twitter und Youtube gesperrt (durch ein Gericht mittlerweile aufgehoben) und damit vor allem unter jungen Leuten und Oppositionellen für Aufruhr (und Spott) gesorgt. Der erste Gegenwind blies dem Ministerpräsidenten aber aus dem Präsidialamt Abdullah Güls entgegen, der über Twitter verkündete die Sperre sei nicht akzeptabel. Danach blieb es jedoch still. Enttäuscht Gül die Gegner Erdogans oder schwingt er sich zum ersten Mann der AKP auf? Eine Antwort versucht Foreign Affairs zu geben.

Transnationale Dimensionen des syrischen Bürgerkriegs

Es ist beileibe keine neue Nachricht, dass der syrische Bürgerkrieg nicht national begrenzt, sondern regional und transnational eingebettet ist. Doch ist es das erste Mal, dass detailliert von tschetschenischen Dschihadisten in Syrien die Rede ist. Spannend ist das, da sich diese „foreign fighters“ zum Machtkampf zwischen den dschihadistischen Gruppen JAN, ISIL und anderen verhalten müssen. Des Weiteren heißt es, die sich zunehmend autonom organisierenden Tschetschenen nutzten Syrien als „Trainingslager“ für ihren eigenen Kampf im Kaukasus. Afghanistan lässt grüßen.

Putins Charisma und Sexismus im Netz (und offline)

Das Sicherheitspolitik-Blog hat zwei sehr schöne Weiterdrehs des Krim-Dramas veröffentlicht. Gabi Schlag und Martin Schmetz diskutieren die Personifizierung von Herrschaft und Macht in der Person Putins und ihre Auswirkungen auf die Politik in der Krimkrise. Nicht weniger ernst, wenn auch auf den ersten Blick schön bescheuert, ist die Stilisierung der neu ernannten Staatsanwältin der Krim zu einer Ikone japanischer Internet- und Animé-Nerds. Was ist daran ernst? Der Sexismus und die Instrumentalisierung für die politische Auseinandersetzung um die Krim.

Antisemitismus im deutsch-sprachigen Rap

Ich muss gestehen, dass ich, was deutschen Rap angeht, etwas raus bin. Zwar sind alte Eisen, wie Max Herre, Afrob und Dendemann noch aktiv, doch hat sich mein Musikgeschmack und ihre Musik vom Rap entfernt. Aber damals wie heute geht es auch immer um Provokation und Rebellion. Im Gegensatz zu den genannten älteren Herrschaften, überschreiten heute Typen wie Haftbefehl Grenzen des guten Geschmacks, der politischen Korrektheit und auch solche zu Homophobie und Antisemitismus – und das mit großem (kommerziellen) Erfolg. In einem lesenswerten Beitrag auf Publikative geht Floris Biskamp der Frage nach, ob Deutsch-Rap heute antisemitisch ist.

Kampf um Netzneutralität

Darf in einer Netzschau Position bezogen werden? Ich tue es einfach mal. Ihr habt vielleicht schon via Netzpolitik, Campact oder anderswo von der am Donnerstag bevorstehenden Abstimmung des EU-Parlaments zur so genannten Netzneutralität Wind bekommen. Campact ruft dazu auf ebendiese zu verteidigen. Das scheint vernünftig. Was auf dem spielt steht erfahrt ihr hier, worum es beim Thema Netzneutralität ganz grundsätzlich noch einmal geht, erklärt euch dieses Video:

Ganz groß: Kim Jong Uns(er aller) Friese

Tumblr ist ganz groß, vor allem für Blödsinn aller Art. Zur Zeit geht ein neues Tumblr mit dem schönen Namen „Kim Jong Un-Cut“ herum. Meine Favoriten: Bin Jong Unladen, Bu Shi Dong Jung Un und Gauck Jon Ung. Der Hintergrund: Angeblich sind in Nordkorea alle (männlichen) Studierenden verpflichtet, die Haare so schön, wie ihr Führer zu tragen.

Es gibt zu den Themen dieser Netzschau noch andere spannende Links? Dir fehlt ein wichtiger Hinweis? Wir freuen uns über Deine Ergänzungen und Anmerkungen in den Kommentaren!

2 Kommentare

  1. Floris Biskamp · · Antworten

    „Im Gegensatz zu den genannten älteren Herrschaften, überschreiten heute Typen wie Haftbefehl Grenzen des guten Geschmacks, der politischen Korrektheit und auch solche zu Homophobie und Antisemitismus.“
    So ganz ohne sind die alten Herrschaften auch nicht:

  2. Den Link zum Publikative-Artikel wollte ich Dir auch schon geschickt haben. Guter Artikel.

    Zu Kim-Jong-Un-Haardebatte: http://www.mirror.co.uk/3am/celebrity-news/one-direction-kim-jong-un-north-3320077 (und jaaa, Aprilscherz :))

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