IB Online (2/4): Eine kleine Netzschau

Diese Woche bringen wir Euch Artikel zu großen Köpfen der IB, Krisenvergleichen, Drogenkartellen und Game of Thrones. Das Ganze ergänzen wir mit Artikeln zur „Goldenen Morgenröte“ in Griechenland und einer interessanten Analyse von Boko Haram. Viel Spaß beim Lesen!

collageSicherheitspolitik-Blog: (Morgen)Dämmerung vor Gericht

Vor dem Hintergrund der morgigen Eröffnung des Verfahrens gegen Mitglieder der griechischen Rechtsradikalengruppierung „Goldene Morgenröte“ beschreibt Maik Fielitz auf dem Sipo-Blog, wie weit das Gedankengut der Nationalisten in der griechischen Gesellschaft verbreitet ist und welche Probleme mit dem Prozess einhergehen: „Daher wird es darauf ankommen, einen Gegennarrativ im Zuge des Prozesses zu entwickeln, der sowohl die Ideologie und das Handeln der XA in den Blick nimmt, aber auch die institutionellen Verantwortlichkeiten für ein xenophobes, polarisiertes Klima, in denen gewaltsame Übergriffe auf marginalisierte Gruppen stattfanden, kritisch reflektiert.“

Political Violence @ a Glance: Is Boko Haram a Roving Bandit?

Kyle Beardsley und Kristian Skrede Gleditsch stellen sich in ihrem Artikel bei den KollegInnen von PV@aG die Frage, warum Boko Haram bislang nur ein mobile Rebellengruppierung/Terrororganisation ist, und sich noch nicht stationär niedergelassen hat. In Analogie zu den berühmten Banditen von Mancur Olson argumentieren sie, dass Boko Harams Ziele nicht unbedingt mit denen einer stationären Banditengruppe (bzw. einem autoritären Diktator) übereinstimmen. Vielmehr seien sie in den communities der Region nicht gut vernetzt und müssten mobil bleiben, um nicht militärisch geschlagen zu werden.

Foreign Affairs: Masters of International Relations

Manchmal seien große Namen nur das: groß, aber nicht bedeutend. Die Foreign Affairs stellt in ihrer neuen Reihe nun eine Reihe „großer Namen“ der IB vor, die neue Ideen vorstellen oder ihre alten Argumente neu betrachten. Mit dabei sind F. Fukuyama, J. Ikenberry, J. Nye, R. Keohane, F. Zakaria, S. Brooks, W. Wohlforth, B. Posen, K. Waltz, R. Jervis, R. Betts, G. Allison, M. Walzer, D. Campbell und R. Putnam. „We leave to others the question of whether such pieces should be given any sort of consideration in an academic’s official standing. All we will say is that we are proud to have them in our pages and will continue to try to generate more like them in the future.”

The Conversation: Game theory of Thrones: how strategy might decide who rules Westeros

Letzte Woche startete Staffel 5 der Serie “Game of Thrones”, und auch diesmal finden sich spannende Artikel zur „Fantasy-Serie in der Fantasy gar nicht wichtig ist“. Vielleicht hat die eine oder der andere von Euch schon vom viel diskutierten Artikel im Guardian gehört, in dem Paul Mason das Ende der Serie aufgrund von marxistischer Theorie erklärt (Spoiler: Auch der Marxismus hält den kommenden Winter nicht auf!). Peter Antonioni geht darüber hinaus und nutzt spieltheoretische Modelle und Ideen, um den Sieger des Eisernen Throns vorherzusagen. Allerdings nicht vollends befriedigend: „When payoffs are computable in some way, then game theory works really well. But politics is often about unexpected turns.“ Ach, und wem Spoiler nichts ausmachen: Hier gibt es einen fantastischen illustrierten Guide zu allen 456 Toden, die es bislang zu sehen gab.

Duck of Minerva: Comparing World Crises

Um keine Äpfel mit Birnen zu vergleichen (ja ja, ich schmeiße schon 3 Euro ins Phrasenschwein) legt Steve Saideman auf dem Blog der geschätzten Duck dar, wie man internationale Krisen besser in Relation setzen kann. Sein Vorschlag ist dabei eine Matrix mit zwei Dimensionen, nämlich Komplexität der Krise und die „stakes“ (mir fällt hier keine adäquate Übersetzung zu ein…). Nach dieser Idee sei die derzeit größte Krise weder Russland noch der IS, sondern China. Mal von der US- bzw. eurozentrischen Sicht absehend, hilft dieses Kategorisieren weiter? Und wenn ja, wobei?

ISN Blog: Mexican Cartels as Vicious Firms

Ich habe ja schon ab und an mal Artikel zu mexikanischen und südamerikanischen Drogenkartellen verlinkt, und diesen hier finde ich ebenfalls ganz spannend. Paul Rexton Kann argumentiert hier, dass mexikanische Drogenkartelle wie expansive Unternehmen betrachtet warden sollten: „Because organized crime groups’ central reason for existing is to make money for its membership, an alternative way to understand Mexican cartels is to compare them to other profit making enterprises.”

Zuletzt noch ein Hinweis für Interessierte im Raum Frankfurt: Der Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“ veranstaltet in diesem Sommersemester eine Ringvorlesung zum Thema „Theorizing Global Order“. Gäste wie R.B.J. Walker, Pinar Bilgin und Erik Ringmar stellen ihre Ideen zur Diskussion. Termine und genaue Themen finden sich hier.

Es gibt zu den Themen dieser Netzschau noch andere spannende Links? Dir fehlt ein wichtiger Hinweis? Wir freuen uns über Deine Ergänzungen und Anmerkungen in den Kommentaren!

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