Junge AFK Workshop 5: Brücken zwischen Praxis, Theorie und Forschung – Erfahrungsbericht aus dem Praxis – Forschungsseminar an der Uni Marburg

Workshopleitung: David Scheuing, Esther Binne und Daniela Pastoors

 

Welches Wissen schafft Praxis? Wie hängen Forschung, Theorie und Praxis zusammen? Wie kann die Friedens- und Konfliktforschung hier eine Brücke sein? Wie kann Forschung in und mit der Praxis gemeinsam stattfinden?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Workshop, der auf Erfahrungen des Praxis<->Forschungsseminars basiert, das 2017/2018 im Marburger M.A. Friedens- und Konfliktforschung als einjähriges Forschungsseminar stattfindet und Studierenden die Möglichkeit bietet, ihre Praxiserfahrungen forschend zu begleiten.

Im Workshop werden wir einen Einblick in unsere Erfahrungen mit dem Seminarprozess geben, indem wir unser Seminarkonzept vorstellen und einzelne Methoden gemeinsam anwenden, um das Verhältnis von Wissenschaft und Praxis zu erkunden. Wir wollen einen Reflexions- und Diskussionsraum für die Frage anbieten, welche Rolle dieses Spannungsfeld im Studium der Friedens- und Konfliktforschung einnehmen sollte.

Gemeinsam mit den Teilnehmenden des Workshops wollen wir Perspektiven für diese Form der Praxisforschung diskutieren und in die Zukunft einer stärkeren Integration von Praxiserfahrungen im Studium blicken. Wir freuen uns, wenn Teilnehmende ihre eigenen Fragen und Erfahrungen an und mit Praxisforschung(slehre) mitbringen.

 

Zum Hintergrund:

Das Seminar wurde 2017-2018 als einjähriges Pilotprojekt in Marburg umgesetzt. Es zielte darauf ab, Praxis und Forschung miteinander zu verbinden, indem Praxiserfahrungen systematisch wissenschaftlich vorbereitet, begleitet, reflektiert und analysiert wurden.

Bisher werden eigene Erfahrungen der Studierenden in Projektarbeit, Bildungsarbeit, Mediations- und Moderationsprozessen und anderen praktischen Arbeiten im Bereich der Konfliktbearbeitung und Friedensbildung häufig nur über das integrierte Pflichtpraktikum und/oder parallel zum Studium gemacht. Diese Erfahrungen sind jedoch kein integraler Bestandteil des Studiums. Das Praxisforschungsseminar hat hier eine Brücke angeboten und versucht, Praxiserfahrungen gezielt ins Studium einzubinden. Dafür sollten diese Erfahrungen gemeinsam reflektiert, eingeordnet und in Beziehung zu bestehenden theoretischen Analysen und Diskursen gestellt werden, um eine gegenseitige Befruchtung theoretisch-wissenschaftlicher und praktischer Erkenntnisinteressen zu erreichen. Während des ersten Semesters haben sich die Teilnehmenden der Frage genähert, was für sie jeweils in den Begriffen Theorie, Praxis, Forschung steckt und wo sie Beziehungen zwischen diesen wahrnehmen. Darauf aufbauend haben sie sich ihrem persönlichen Praxisfeld genähert. Parallel dazu stand die Beschäftigung mit der Bandbreite praxis- und aktionsorientierter, transdiziplinärer und partizipativer Forschungsansätze als verbindendes Element im Zentrum des ersten Semesters. Durch eine forschende Perspektive auf, mit und in der Praxis werden in diesen Ansätzen die Handlungsfelder der Konfliktbearbeitung in einer theoriegeleiteten Analyse betrachtet. Für diese stärkere Verbindung zwischen praktischer Arbeit und theoretischer Wissenschaft wurde auch ein Schwerpunkt auf eine vertiefte Reflexion der eigenen Praxisphase durch die Methoden der kollegialen Beratung und des Mentoring gelegt. Ziel des ersten Semesters war es dann, ein Praxisforschungs-Projekt zu entwickeln, das die Teilnehmenden als forschendes Element in ihrer Praxisphase umsetzen konnten.

Das Praxisforschungsseminar ermöglichte es aber auch, die anschließende Rückbindung dieser praktischen Erfahrungen in theoretische Konzeptionierungen anzugehen. Im zweiten Teil des Seminars haben die Teilnehmenden schließlich ihre Erfahrungen zurück in den Seminarraum getragen. Basierend auf Inputs zu Analyse- und Auswertungsmethoden entwickelten sie ihre persönlichen Auswertungsformate. Abschließend spannte das Seminar den Bogen zurück zur Einstiegssitzung und fragt, inwiefern sich Perspektiven auf die Beziehung von Theorie, Praxis und Forschung verschoben haben oder wo neue Brücken sichtbar geworden sind. Das zirkuläre Forschungsdenken der Praxisforschung wurde auch durch die Frage der Verbreitung der Forschungsergebnisse in der Praxis am Ende der Forschungen erneut aufgebracht.

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